Energieforschung Schweiz

Strom und Früchte ernten

Landwirtschaftliche Flächen können im Einklang mit der Energiestrategie zur Produktion von erneuerbarem Strom beitragen. Transparente PV-Module ermöglichen die vielversprechende Doppelnutzung.
Agri-Photovoltaik

Insolight-Module: Die Module verwenden, wie herkömmliche Dachmodule, Silizium, um das Licht zu absorbieren, sind aber halbtransparent mit der Fähigkeit, den Anteil des Lichts, der die Kulturen erreicht, dynamisch in Echtzeit anzupassen. Bild: Agroscope

Auf einen Blick

Agri-Photovoltaik ermöglicht eine doppelte Nutzung von Flächen, sowohl für die landwirtschaftliche Produktion als auch für die Stromerzeugung. Um wirtschaftlich interessant zu sein, muss die Agri-photovoltaik von einer Win-Win-Situation profitieren und die Installation der Module muss der landwirtschaftlichen Produktion zugutekommen. Ohne eine Win-Win-Situation sind Standard-Photovoltaik-Anwendungen, zumindest in der Schweiz, wo das Potenzial in der bebauten Umgebung sehr gross ist, relevanter als die Agri-Photovoltaik.

Unten Beeren, Gemüse oder Obst – oben Photovoltaik. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Solarstromgewinnung über Landwirtschaftsflächen auf der ganzen Welt etabliert – insgesamt wird mit ihnen weltweit eine Leistung von 14 Gigawatt erzielt, so schätzt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Werden die PV-Module mit genügend Abstand angebracht, kriegen die Pflanzen darunter genügend Sonne ab. Oder die Module werden zwischen den Kulturen aufgestellt. Geschieht dies senkrecht oder in Kombination mit Reflektoren, können bei sogenannten bifazialen Technologie beide Seiten den Modulen genutzt werden.

 

Die Technologie

Am Versuchsstandort des Schweizer Kompetenzzentrums für landwirtschaftliche Forschung in Conthey (VS) wurde 2021 eine 165 m2 grosse Pilotfläche über einer Himbeerplantage in Betrieb genommen. Dabei kamen Module des Schweizer Herstellers Insolight zum Einsatz. Die getesteten Module bestehen aus halbtransparenten Modulen aus hocheffizientem Silizium in Kombination mit einer Mikrolinsenschicht, die die Lichttransmission zu den Pflanzen oder Zellen regulieren kann. Automatisch werden die Bedürfnisse der Pflanzen berücksichtigt und je nach Tages- und Jahreszeit wird die Lichttransmission angepasst und entweder auf die Pflanzen oder die Solarzellen gerichtet, um die Stromerzeugung dynamisch und in Echtzeit entsprechend den lokalen Bedingungen zu optimieren. Die Transparenz der Insolight-Module über den Kulturen lässt sich zwischen 15% und 70% regeln. Dabei wird das einfallende Licht entweder auf die Hochleistungszellen der Module oder zu den darunterliegenden Kulturen gelenkt – je nachdem, ob das Sonnenlicht mehr dem Pflanzenwachstum, oder mehr der Solarproduktion dienen soll.

Die Studie wird die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der vorgeschlagenen Lösung bestätigen und die Auswirkungen der Technologie auf das Pflanzenwachstum untersuchen.

Doppelter Nutzen

Agri-Photovoltaik hat Zukunft: Forschende der ZHAW untersuchen agronomische, raumplanerische, rechtliche und technologische Aspekte und schätzen das Potenzial in der Schweiz auf 10 bis 18 Gigawattstunden pro Jahr. Es muss jedoch dort implementiert werden, wo die Energieproduktion mit der landwirtschaftlichen Produktion synergistisch ist. Obwohl in der Schweiz der Schutz von Kulturen durch Photovoltaikmodule die Auswirkungen von Hagel und Überhitzung einschränken kann und somit positiv für die landwirtschaftliche Produktion ist, gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Kulturen, die beschattet werden können, ohne die landwirtschaftliche Produktion zu beeinträchtigen. Studien über Win-Win-Implementierungsmethoden, die sowohl dem Wachstum der Kulturen als auch der Energieproduktion zugutekommen, um die Synergie wirtschaftlich interessant zu machen, fehlen sicherlich noch, um eine flächendeckende Anwendung dieser Technologien in landwirtschaftlichen Kulturen in der Schweiz zu rechtfertigen. Ohne eine Win-Win-Situation sind Standard-Photovoltaik-Anwendungen, zumindest in der Schweiz, wo das Potenzial in der bebauten Umgebung sehr gross ist (>60'000 Gigawattstunden pro Jahr), relevanter als die Agri-Photovoltaik. In anderen Ländern können die relevanten Anwendungsfälle ganz anders aussehen als in der Schweiz, da sowohl die landwirtschaftliche Produktion als auch die Energieproduktion stark von den lokalen Bedingungen abhängen.

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Kontakt und Team

Christoph Carlen
Agroscope
Route des Eterpys 18
CH-1964 Conthey
Tel. +41 79 763 94 50

E-Mail: christoph.carlen@agroscope.admin.ch

 

Vanina Nicolier
Romande Energie SA
Rue de Lausanne 53
CH-1110 Morges 1
Tel. +41 21 802 97 27

E-Mail: agrivoltaisme@romande-energie.ch