Energieforschung Schweiz

Solartreibstoffe aus Wasser, Kohlendioxid und Methan

Umweltfreundliches Benzin, Diesel und Kerosin sind der Schlüssel zu klimaneutraler Mobilität. Dank einer neuen Receiver-Technologie lassen sich aus konzentrierter Solarwärme hohe Prozesstemperaturen bereitstellen, um aus CO2 und Wasser synthetische Treibstoffe herzustellen.
Prozesstemperaturen aus Solarthermie von bis zu 1550 Grad Celsius

Der Receiver-Prototyp während eines Tests im weltweit grössten Solarsimulator DLR Synlight. 149 Xenon-Kurzbogenlampen erzeugen eine solare Strahlungsleistung von bis zu 380 Kilowatt.

Quelle: Schlussbericht

Auf einen Blick

Mit der neu entwickelten Receiver-Technologie kann solare Wärme genutzt werden, um mit thermochemischen Prozessen Solartreibstoffe herzustellen. Energieintensive Industrien wie z.B. die Zementherstellung lassen sich dank der hohen Temperaturen dekarbonisieren und auch die Stromgewinnung profitiert von hohen Wirkungsgraden. Um Temperaturen von rund 1500 Grad Celsius zu erzeugen, macht sich die Technologie den Treibhausgaseffekt zu Nutze – schwarze Wände heizen sich auf und emittieren langwellige Strahlung, die das Trägermedium zusätzlich aufheizt. Die erfolgreichen experimentellen Tests in der DLR-Synlight-Anlage demonstrierte die Machbarkeit, Zuverlässigkeit und bemerkenswerte Effizienz der Receiver-Technologie.

Eine Vielzahl von Parabolspiegeln reflektieren das Sonnenlicht und leiten es gebündelt zur Spitze eines Turms. Dort wird die Strahlung von einem sogenannten Receiver absorbiert und in Wärme umgewandelt. In heutigen kommerziellen Solarturmkraftwerken werden Prozesstemperaturen von bis zu 600°C erreicht. Mit dieser Wärme wird Dampf erzeugt, auf eine Turbine geleitet und Strom produziert.

Den Treibhausgaseffekt nutzen

Statt für die Dampferzeugung kann diese solar erzeugte Hochtemperatur-Wärme auch genutzt werden, um chemische Reaktionen anzutreiben. So will das Start-up Synhelion mit solar erzeugter Wärme CO2 und Wasser in Synthesegas umwandeln. Dafür sind jedoch Temperaturen von 1000°C und mehr erforderlich. Auch für eine effiziente Stromproduktion sind so hohe Temperaturen interessant. Allerdings wären die Salze, die in Receivern heute als Wärmeträgermedium eingesetzt werden, bei diesen Temperaturen nicht mehr stabil. Deshalb hat Synhelion eine neuartige Receiver-Technologie entwickelt, die sich die Eigenschaften von Wasserdampf und CO2 als Treibhausgas zu Nutze macht.

Der Aufbau des 200-kW-Hochtemperatur-Solarreceivers besteht lediglich aus einem Hohlraum mit schwarzen, wärmeisolierten Wänden. Wasserdampf und CO2 durchfliessen den Receiver und dienen als Wärmeträger. Die konzentrierte Solarstrahlung gelangt durch ein Fenster in den Hohlraum, durchdringt die im sichtbaren Bereich der Strahlung transparenten Gase und wird von den schwarzen Wänden absorbiert. Die Wände heizen sich auf und strahlen Infrarotstrahlung zurück in den Hohlraum. Diese langwellige Infrarot-Strahlung absorbiert das CO2 zu einem grossen Teil und erwärmt sich so auf die gewünschte Austrittstemperatur. Die Ausnutzung des Treibhausgaseffekts ermöglicht also eine Minimierung der Wärmeverluste durch Rückstrahlung.

Die Forschenden haben einen Prototyp des Receivers mit einer Leistung von 250 Kilowatt entwickelt und im weltgrössten Solarsimulator am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Jülich erfolgreich getestet. Die Austrittstemperaturen erreichten bis zu 1550 Grad Celsius und damit 350°C mehr als mit jedem anderen jemals gebauten Receiver.

Produkte aus dem Projekt

Schlussbericht (Englisch):

Kontakt und Team

Projektleitung

Maurizio Barbato

Dipartimento Tecnologie Innovative (DTI)

Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

CH-6928 Manno

maurizio.barbato@supsi.ch

Projektpartner

Libattion GmbH

Sägereistrasse 24

8152 Glattbrugg